Mobilität Professor Volker Quaschning aus Berlin forderte im RZ-Interview im Rahmen des Westerwälder Mobilitätsforums: „Benzin und Diesel müssen weg“. Dazu hat Ulrich Müller aus Neuwied den Leserbrief „Thesen sind wohl etwas zu provokant einfach“ verfasst.
„Infragestellung ist reine Zeitverschwendung“
Da ich an diesem hochinteressanten und von abgesicherten Faktendarstellungen geprägten Vortrag von Prof. Quaschning auch teilgenommen habe, muss ich Herrn Müller in seinen Aussagen doch entschieden widersprechen.
Als erfolgreicher Landwirt und Obstbauer müssten ihm doch auch die seit Jahren erkennbaren dramatischen Veränderungen in der Natur auffallen. Nur um mal ein paar zu nennen: historisch niedrigster Wasserstand des Rheins ohne erkennbare Änderung, flächendeckend vergiftete Mosel durch Blaualgen aufgrund von hohen Temperaturen und andauernder Trockenheit, Austrocknung des Bodens teilweise bis auf einen Meter, Jahrhundertsommer fast im Zwei-Jahres-Rhythmus ohne erkennbare Aussicht auf Normalität der vier Jahreszeiten, wie wir sie kennen.
Dieser „Wink der Natur in diesem Extremjahr 2018“ ist vielleicht eines der letzten Signale für uns Menschen, um zu verstehen, dass wir uns schnellstens von der fossilen Öl-, Kohle- und Gaswirtschaft verabschieden müssen. Tun wir das nicht, wird die Kölner Bucht noch in diesem Jahrhundert ein Seehafen, und das Neuwieder Becken liegt vier bis fünf Meter über dem Meeresspiegel statt jetzt 65 Meter. Darauf hat Volker Quaschning hingewiesen und drastische Schritte beschrieben, wie das 2-Grad-Erwärmungsziel noch einzuhalten ist, um solche globalen Extrementwicklungen vielleicht noch zu vermeiden. Daher ist jede Diskussion über die Infragestellung dieser Erkenntnisse – von mittlerweile 98 Prozent der Klimawissenschaftler genauso weltweit unstrittig gesehen – reine Zeitverschwendung.
Wir müssen unsere Energie, unser Engagement und Wissen vielmehr ab sofort in die Abmilderung dieser globalen Folgen stecken, damit unsere Kinder aber vor allem unsere schon lebenden Enkel am Ende dieses Jahrhunderts noch einen bewohnbaren Planeten vorfinden können. Migrationsbewegungen und Umsiedlungen von Abermillionen Menschen aus den Küstenstädten der Welt in höher gelegene Gebiete werden die Gesellschaftsstrukturen in allen Ländern der Erde mehr verändern als alle bisherigen Flüchtlingsbewegungen der vergangenen 100 Jahre. Uns darauf einzustellen, ist die Herausforderung unserer Generation im globalen Maßstab und nicht den Kopf in den Sand stecken nach dem Motto: „Nach mir die Sintflut“. Um nichts anderes geht es, Herr Müller.
Dietmar Rieth, Neuwied
RZ Kreis Neuwied vom Mittwoch, 10. Oktober 2018, Seite 18
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